Wenn Wanderlust 108 Laufen, Yoga und Meditation bedeuten

Was bedeutet Wanderlust 108?
Um was geht es bei Wanderlust?
Wer steckt hinter Wanderlust?

Als ich vor einigen Wochen im Yogacorner war, fragte mich Sandra, die Ladenbesitzerin, ob ich auch aufs Wanderlust ginge. Was ist das denn? fragte ich neugierig. Wanderlust 108 ist ein amerikanisches Konzept, bei dem zuerst ein 5-km-Lauf, dann Yogasessions und Meditationen stattfinden. „The World’s only mindful Triathlon“. Im Original ist das Konzept aus den USA und die Amerikaner verwenden den Begriff „Wanderlust“ einfach genauso gerne, wie „Kindergarten“ denke ich. Gleichwohl hätten ein paar interessierte Wanderer auftauchen und nach dem Weg 108 fragen können. Die Zahl „108“ steht für die Perlenanzahl einer Mala Kette (Gebetskette) und weist indirekt auf Yoga hin.

Wie schon die Werbeanzeigen an den Werbetafeln in unserer Stadt verraten, verbirgt sich hinter diesem Event Adidas als Hauptsponsor. Die Veranstaltung findet in unserem wunderschönen Olympiapark der 70er Jahre in München statt. Am Sonntag gegen 9 Uhr schwinge ich mich aufs Rad und fahre zum Olympiagelände. Dort treffe ich auf die ersten LäuferInnen, die an diesem extrem heißen Morgen gemäßigt laufen oder die schöne Strecke auf dem Gelände eher gehen. Jede/r LäuferIn wird mit großem „Hallo“ unter dem Torbogen von Wanderlust 108 bergrüsst und sofort mit Wasser versorgt.

Bis alle LäuferInnen eingetroffen sind, ist noch Zeit, sich auf dem Gelände umzusehen. Es stehen ein paar Pavillons mit feiner Yoga Kleidung, veganem Essen und einzelner Schulen, die sich präsentieren, auf dem Gelände. Der fair gehandelte Kaffee-Pavillion wird von den Yoga Leuten bestürmt und der freundliche Verkäufer hat alle Hände voll zu tun. Schließlich will er die meist sehr hübschen durchtrainierten Frauen mit seinem feinen Kaffee versorgen. Schade ist nur, dass hier der Kaffee in Plastikbechern zu 1,- € Pfand ausgegeben werden.

Viele TeilnehmerInnen nehmen im Schatten Platz oder nehmen teil an einer Faszienstunde mit Black Roll gleich nach dem Lauf, um das verklebte Bindegewebe zu bearbeiten.

Um kurz vor 11:00 Uhr bittet Roger Reckless im Rap-Format alle TeilnehmerInnen zur Haupttribühne, denn jetzt geht’s mit Yoga erst einmal so richtig los. Mehrere 100 TeilnehmerInnen, meist Frauen, finden sich mit ihren bunten Yogamatten hier ein. Wer keine Matte dabei hat, kann sich beim Veranstalter eine ausleihen. Es ist ebenso möglich, die Taschen aufzugeben, um völlig frei und unbeschwert am Programm teilzunehmen.

Als erstes wird Jelena Lieberberg die Yogagemeinde unter ihre professionellen Fittiche nehmen und beginnt ganz unkonventionell mit den TeilnehmerInnen sich freizutanzen. Begleitet wird das ganze mit den Groves von DJ King Kong Kicks und dem hervorragenden E-Gitaristen Arli Liberman. Sehr schnell entfacht sich eine großartige Stimmung mit dem wunderschönen weiss-blauen Himmel, den einfachen Moves und dem guten Sound. Jelena weiß genau, was sie den Yoga-InteressentInnen abverlangen kann und versteht es mit Freude an der Bewegung die Körperhaltungen zu vermitteln.

Kurz fühlte sich diese erste Yoga-Session an und schon übernimmt Jules Febre die nächste Yoga-Performance. Jules aus New York ist ein richtig guter Entertainer. Bereits mit 13 Jahren war er in Indien und begann mit Ashtanga Yoga, einer sehr fordernden Yogaschule. Unter Gelächter werden höchst schwierige Positionen eingenommen und immer wieder heizen neben Jules der DJ und der Musiker Arli Liberman die Motivation zur Bewegung aufs Neue an.

Nach ca. 1,5 Stunden Yoga wird’s dann ruhiger. Noah Levine wird von Roger Rekless auf die Bühne gebeten. Noah ist etwas älter als seine BühnenvorgängerInnen und stark tätowiert, er kommt aus Kalifornien. Dass er schon viel erlebt hat und authentisch aus seinem Leben berichten kann, nimmt ihm wahrscheinlich jede und jeder auf dem Gelände ab. Und doch kann er eine ganze Menge mehr… Er führt die Yoga-Gemeinde ganz sensibel in eine entspannte „Love-&-Peace-Meditation“. Die Liebe verbreitet sich schnell über das Gelände und ist für die TeilnehmerInnen und sogar die VeranstalterInnen fast greifbar und sehr gut spürbar.

„The World’s Only Mindful Triathlon“ ist in München ein interessanter. bereichernder Event gewesen, mit hochkarätigen LehrerInnen und vielen ambitionierten Menschen auf allen Seiten. Ja, Wanderlust 108 ist ein kommerzieller Event. Die Menschen, die sich große Mühe gaben und alles auf die Beine stellten, die Besucherinnen und Besucher – alle leben das eine, nämlich Frieden mit Yoga, Laufen und Meditation. Die Stimmung war hervorragend und ich habe rundherum in strahlend fröhliche Gesichter geschaut – dafür hat es sich richtig gelohnt!

Fotos & Text: Brigitte Felzmann