Die Entdeckung
Bei meinem Lieblings-Bioladen in der Münchner Schwanthaler Höh entdeckte ich vor ein paar Wochen das Plakat zur „Langen Nacht des Yoooga“ – Teilnahme-Bändchen hier erhältlich. Spannend, dachte ich, jetzt gibt es zur langen Nacht der Musik und der langen Museumsnacht auch die Yoga Nacht. Doch sofort machte sich auch das Gefühl breit:
Geht das überhaupt?
Macht das Spaß, wenn ich mich in dieser Nacht für einige wenige Studios entscheiden muß?
Wie viele Studios kann ich in dieser Nacht überhaupt besuchen ohne in einen riesigen Druck zu geraten?
Funktioniert ein Besuch von mehrerer Studios überhaupt?
Die Qual der Wahl
Das Bändchen kostete € 15,00 und natürlich war ich bereit, dieses Experiment auszuprobieren. Im Internet betrachtete ich die Präsentationen der einzelnen Studios. Immerhin hatten sich rund 28 Yoga-Schulen angemeldet. Eine reichliche, ja, fast überfordernde Auswahl…. Jedes Studio bot bis zu 4 Sessions bis Mitternacht an. Auf facebook steigerte sich die Zahl derer, die dieses Experiment gemeinsam mit mir wagen wollten und machte meine Auswahl noch schwieriger.
So schrieb ich mir die Studios mit Ortsangabe und Zeiten auf einzelne Zettl, die in die engere Auswahl kämen und schob die Zettl entsprechend dem Ort hin und her, um zu sehen, welche Studios ich kombinieren könne. Schnell war mir klar, dass „nur“ 2-3 Sessions in Frage kämen.
Draussen kündeten schwarzdunkle Wolken bereits ein Jahrhundertgewitter an. Muss das jetzt sein? Bei so einem Unwetter würden wohl die meisten Yoga-InteressentInnen zuhause bleiben… Jedoch weit gefehlt.
Yaya Yoga
Im Jaya Yoga meiner ersten Station kurz vor 18:00 Uhr war nur noch ein Platz frei. Zum Glück! Die junge Yogalehrerin Anna führte professionell durch die Vinjassa-Stunde und stellte geschickt den Ausgleich zwischen Anstrengung und Entspannung her. Das Studio ist im Herzen Münchens, im berühmten Glockenbachviertel in einem Hinterhof gelegen. Ein wunderschöner Yogaraum mit einer Steinmauer, einer durchgängigen Fensterfront, guten rutschfesten Matten und freundlichen Lehrkräften hatten mein Herz gleich erobert. Nur der Yoga-Stil ist halt nicht meiner. Ich ziehe den klassischen Hatha-Yoga dem Flow-Yoga mit stetiger musikalischer Untermalung einfach vor. Bevor ich mir darüber klar werden konnte, waren die 45-Minuten-Schnupperstunde schon beendet. Was mich dann anschließend besonders freute, war, dass Wasser und ein paar Knabereien angeboten wurden. Sehr aufmerksam! Dieses Studio kann ich wirklich bestens empfehlen.
Amienas Werkstatt
So fuhr ich gut bewegt und gestärkt zum nächsten Yoga-Event, nur ein paar 100 Meter weiter, zu Amiena. Schon bei der Vorauswahl der Studios, sprach mich das Angebot von Amiena ganz besonders an: Dynamisches Faszienyoga. Das Faszienprogramm ist derzeit sehr en vouge und ich war neugierig, wie und wo Amiena das Ganze gestalten würde. Auch hier, ein charmanter Innenhof mit großem Industriedesign-Studio. Für meine tropfnassen Regensachen erhielt ich sofort eine Plastiktüte, um den schönen Holzboden nicht aufzuweichen. Ganz viele Menschen hatten sich wohl Amiena für die Session von 19:00 – 19:45 Uhr herausgesucht. Sogar ein paar männliche Interessenten konnte ich hier entdecken. Immer mehr strömten in den großen Raum, um Amiena zu erleben. Matte an Matte harrten alle Yoginis und Yogis aus, um Amienas Auftritt zu erleben. Amiena, ein Energiebündel ersten Grades, legte sofort los, als sie die vielen InteressentInnen sortiert und auf alle Matten verteilt hatte. Ganz wichtig war für Amiena zu betonen, sich in dieser Session komplett vom klassischen Yoga zu verabschieden und mit dem Körper eher ungewöhnliche Bewegungen nach ihren Anweisungen zu machen. Die Faszien werden nicht aufgrund von „normalen“ Asanas gedehnt. Spielerisch bewegten wir uns in die für uns alle sehr anstrengenden Posen und konnten schnell spüren, dass hier ganz andere Gesetzmässigkeiten wirkten. Glücklicherweise verging die Stunde recht schnell. Glücklicherweise deswegen, weil die Anstrengungen, die hier gefordert wurden, den Körper in seinen tiefen Schichten bewegte. Nach der Stunde konnte ich gleich wahrnehmen, dass hier mein Körper trotz viel Erfahrung sehr gefordert war. Ich schätze Amienas genaue Ausführungen und Begleitung sehr – eine fantastische einmal etwas andere Yogastunde, vielmehr eine Bewegungsstunde für das Bindegewebe. Yoga mit Amiena ist etwas Besonderes.
Kundalini Zentrum & Bartu’s Bioeismanufaktur
Vorausschauend hatte ich nach der Faszienstunde eine Pause von einer Stunde eingeplant. Zum einen wollte ich von der Innenstadt in den nördlichen Stadtteil Schwabing ins Kundalini Zentrum und zum anderen eine kleine Verschnaufspause. Allerdings würde ich eine kleine Stärkung benötigen, um mich dem nächsten Yoga-Event widmen zu können und hoffte darauf, auf dem Weg etwas Geeignetes dafür zu finden. Und ja, kurz vor dem Kundalini Zentrum traf ich auf die Eisdiele Bartu. Gleich 2 große Eiskugeln, Caramel mit Flur de Sale und Pink Grapefruit gönnte ich mir. Sehr lecker und absolut zu empfehlen. Nach dem Eisgenuß traf ich rechtzeitig um kurz vor 21:00 Uhr zur Gong Session von dem ersten männlichen Yogalehrer Satya Singh ein. Dieser Kundalinilehrer zeigte uns ein paar einfache Kundalini-Yoga-Übungen, die sich von den üblichen Asanas sehr unterscheiden und bat uns anschließend in Schavan-Asana, die Totenstellung zu gehen, um dem Gong zu lauschen – und dieser Gong hatte es wirklich in sich! Ein Gefühl der Klangvibration dringt in alle Körperzellen und nimmt Dich mit auf eine aussergewöhnliche Klangreise. Leider gab es zwei TeilnehmerInnen, die öfter stark husten mussten und riessen mich mit dieser anderen Geräuschquelle aus der Klangerlebnis. Dadurch konnte ich gleich mal wieder feststellen, dass ich immer noch gut im Irdischen verhaftet bin und noch einiges zu bearbeiten ist – selbst nach so einem intensiven Yoga-Abend, wie diesem. Wer sich auf ein ganz anderes Yoga-Programm alla Kundalini einlassen kann, ist hier sicherlich sehr gut bedient. Das Studio mit zu öffnenden Oberlichten und sehr leckeren veganen Snacks mit Tee ist äusserst bemüht, seine Yoga-Klientel zu betreuen. Sicherlich werde ich mir noch einmal in aller Ruhe zu einem anderen Zeitpunkt eine Kundalini-Gong-Stunde gönnen.
FAZIT zur langen Nacht des Yooogas
Die lange Nacht des Yooogas war ein Erlebnis der besonderen Art. Sicherlich ist es von Vorteil, sich vorher gut zu informieren und sich zu überlegen, wo die Studios sind und welche Yoga-Art ausprobiert werden will. Um ein Studio für einen längeren Besuch zu wählen, ist es bestimmt hilfreich, mehr Zeit als 45 Minuten zu investieren. Der Spaß und die Intensität sind noch größer, wenn Freundinnen und Freunde Dich auf diesen Abend begleiten und für den Austausch zu den erlebten Yoga-Stunden sorgen. In jedem Fall ist es eine wunderbare Idee, um einmal einen ganzen Abend lang Yoga zu üben, feine gleichgesinnte Menschen kennenzulernen und beglückt aber sehr müde ins Bett zu fallen.